In der Forschung zur gesprochenen Sprache gilt der Gemeinplatz, dass wir beim Sprechen gezwungen sind weniger „komplexe“ Sätze zu bilden als beim Schreiben. Das Argument bezieht seine Plausibilität aus der so genannten Linearität der gesprochenen Sprache: Unser Kurzzeitgedächtnis für Schall funktioniert nicht wie ein Tonbandgerät, die gesprochene Sprache ist vielmehr flüchtig und vergeht schon nach wenigen Worten. Da wir – anders als im schriftlichen Text – im Schallereignis nicht „zurückspringen“ können, sind die vor wenigen Sekunden gesprochenen Äußerungsteile für immer verloren und v. a. strukturell nicht mehr zurückzugewinnen (auch wenn man sich vielleicht noch an ihren Inhalt erinnern kann). Da nun aber syntaktische Einheiten ab einer gewissen Einbettungstiefe erfordern, dass ihre Prozessierung auf in der Zeit zurückliegende Strukturbestandteile zugreift – so lautet das Argument –, komme syntaktische Komplexität schnell an die Grenzen unserer Aufmerksamkeitsspanne. Dies gelte ganz besonders für hypotaktische Strukturen, also solche mit untergeordneten (abhängigen) Teilsätzen. Entsprechend werde syntaktische Subordination in der gesprochenen Sprache vermieden. Die im Mündlichen verwendeten syntaktischen Strukturen seien typischerweise nicht nur kurz, sondern auch „flach“, d. h. wenig hierarchisch miteinander verknüpft.
DOI: | https://doi.org/10.37307/j.2198-2430.2002.03.02 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 2198-2430 |
Ausgabe / Jahr: | 3 / 2002 |
Veröffentlicht: | 2002-08-01 |
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